Fotoblog Kirgistan Ala-Archa Nationalpark
Was bei den meisten Deutschen Ohrenkrebs verursacht, scheinen die Einheimischen zu genieÃen und so rasen wir zu den Klängen von "Modern Talking" des kirgisischen Radiosenders "Retro FM" in Richtung des Ala-Archa Nationalparks.
Der Ala-Archa Nationalpark ist ein beliebtes Ausflugsziel hiesiger Bevölkerung. Unweit von der Hauptstadt Kirgisistans entfernt trifft man hier auf Menschen verschiedenster Nationalitäten. In diesem schönen Tal findet man viele Restauraunts, Erholungswiesen und kleine Bauten mit Sitzmöglichkeiten. Als wir dort ankommen ist das Wetter uns wohlgesonnen. Eine kirgisische Familie hat sich auf einer Wiese niedergelassen und weidet gerade ein Schaf aus. Das rege Treiben hat hier etwas von einem Ameisenhaufen auf Urlaub. Daher sollte das für uns eigentlich ein entspannter Tagesausflug werden.
Natürlich wollen wir nicht auf einem Fleck sitzenbleiben und uns die Bäuche vollschlagen, sondern etwas sehen und erleben. Hier werden für solche wie uns zwei Routen mit Sehenswürdigkeiten angeboten. Eine führt zum Fluss, die andere zum Wasserfall. Wir entscheiden uns für den Wasserfall, ist zwar etwas weiter, aber 3,75 km sind ja nicht die Welt. AuÃerdem haben wir Flüsse schon mal gesehen.
Die Strecke beginnt mit einem leichten Anstieg. Soweit so gut. Aber wie soll das auch anders sein, in diesem Land ist nicht alles so einfach wie es am Anfang den Anschein erweckt. Es folgt ein etwas härteres Gelände, die Abstände zwischen den Pausen werden immer kürzer. Unterwegs, es hat mittlerweile angefangen etwas zu regnen, treffen wir auf die verschiedensten Menschen und kommunizieren mittlerweile 3-sprachig. Steffen quatscht mit einem Rucksacktouristen fast 15 Minuten auf englisch, bevor er feststellt, das dieser aus Ãsterreich stammt und es auch einfacher geht. Ich unterhalte mich derweil mit einer Gruppe russischer Bergsteigerinnen, von denen ausnahmsweise mal keine Natascha heiÃt. Irgendwann kommt der imposante Wasserfall in Sicht. Mir wird leider auch bewusst, dass es doch noch ganz schön weit ist. Eigentlich sind von dem Wasserfall nur 3 Striche zu erkennen, zwei schwarze auÃen und ein weiÃer in der mitte. Aus der Ferne sieht das ziemlich unanständig aus und ich kommentiere lieber nicht, woran mich das erinnert.
Ich hab keinen Bock mehr! Da ich mir vor den russischen Bergsteigerinnen nicht die BlöÃe geben will, laufe ich miÃmutig weiter.
Dem Ãsi waren wir zu langsam, er hat Tempo zugelegt und ist wahrscheinlich mittlerweile in China.
Der Weg schlängelt sich immer näher am tödlichen Abhang entlang, dafür hat es aufgehört zu regnen. Die Klamotten trocken wieder und wir erreichen den ca. 30m hohen Wasserfall, an dessen FuÃ, ca. 2800m ü. M., wir erstmal ausgiebig futtern. Da Slava noch zum Zahnarzt nach Bischkek muÃ, verabschiedet er sich mit den Worten: "Klettert noch etwas hier rum, ist ja schönes Wetter" dann steigt er wieder ab. Ich bleibe am Wasserfall, quatsche noch etwas mit den russischen Bergsteigerinen und bekomme zu meiner Verwunderung sogar Tanjas Telefonnummer. Steffen klettert noch etwas weiter in der Hoffnung die 3000m Marke zu knacken. Ob er das geschafft hat werden wir nie erfahren, da Slava seinen Höhenmesser mitgenommen hat.
In der Ferne lässt ein tiefes Donnern nichts Gutes erahnen. Steffen ist mittlerweile zurückgekehrt und wir entscheiden uns für einen zügigen Abstieg. Ca. 5 min nach dieser Entscheidung trifft uns das Unwetter mit voller Wucht, es gieÃt wie aus Eimern. Die engen Pfade, die direkt am steilen Abhang langführen weichen auf und bilden in Verbindung mit meinen fast profillosen Stiefeln eine interessante Kombination. Ich pack mich sofort hin und lande auf meiner Kamera, was mir zu einem fetten blauen Fleck verhilft. Den weiteren Weg haben wir mit einem sonderbarem Gefühl verbracht. Ich würde dieses nicht unbedingt als Angst bezeichnen, "erweiterte Angespanntheit" trifft es wohl eher. Auch die Tonnenschweren Felsen, die mit etwa 100 Sachen ins Tal rasen, tragen nicht unbedingt zu unserer Beruhigung bei.
Natürlich war das nicht mein einziger Sturz. Steffen, der etwas mehr Profil an seinem Schuhwerk hatte, machte sich irgendwann einen Spaà draus mich beim hinfliegen zu beobachten. An einem rutschigen Abhang hat er sich einfach an die Seite gestellt und auf eine Flugvorführung meinerseits gewartet. Diese habe ich ihm, wenn auch etwas unfreiwillig geboten, was er dann mit einem lauten Gelächter quittierte.
Völlig verdreckt und durchnässt sind wir nach insgesamt 6 Stunden im Tal angekommen. Hier herrschte herrlicher Sonnenschein und unser etwas ungewöhnliches Aussehen verwunderte die kirgisische Familie, die ihr Schaf schon längst vertilgt hat.
Den Abend wollten wir mit meiner alten Mitschülerin, Natascha, verbringen. Wollten. Leider hat Slawa in seinem Telefonbuch mehrere Nataschas gespeichert, so dass er im Alkoholrausch die falsche angerufen hat. Diese Natascha war eine alte Freundin von ihm und erschien mit Ihrem uigurischen Mann. Es war nur ein kurzes Treffen und so waren wir nicht all zu spät wieder zu Hause.